Die historische Region Galizien, heute im östlichen Polen und in der westlichen Ukraine gelegen, war bereits vor vier Jahren Ziel einer Studienreise. Damals wurde nur Galizien im heutigen ostpolnischen Gebiet besucht. Im Juni diesen Jahres wurde mit der westlichen Ukraine und einigen Orten in Ostpolen der Besuch dieser Region vervollständigt. Schon wie bei der ersten Reise war auch diesmal die Fachleitung in Händen von Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, Dombaumeisterin zu Köln a.D.

Wegen der besseren Flugverbindungen ging es erst nach Kiew, Hauptstadt der Ukraine, aber nicht mehr zur Region Galizien gehörend. Kiew ist eine grüne Stadt und eine goldene Stadt. Die dicht bewaldeten Uferhänge am Dnjepr, die vielen großen Parks und die überall gegenwärtigen goldenen Kuppeln der Kirchen und Klöster bestimmen das Bild von Kiew. Moderne Straßen, großzügige Plätze, Denkmäler, Brunnen und verträumte Orte findet der Besucher dieser weltoffenen Stadt in großer Fülle.

Die Oberstadt mit dem Michaelskloster, der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Sophienkathedrale und der wunderbaren Andreaskirche muss man unbedingt gesehen haben. Nicht alles ist alt, vieles war zerstört, gesprengt und erst in den letzten Jahrzehnten wurde es originalgetreu wieder aufgebaut. Beeindruckend die Gebäude und alles überstrahlt von den goldenen Kuppeln, die gleißend im Sonnenlicht strahlen. Das Höhlenkloster (UNESCO), die Wladimirkathedrale und das Goldene Tor, die Oper, der Dnjepr und der Andreassteig bestimmen ebenso das Bild der Stadt wie die vielen Museen. Es war ein erster Höhepunkt dieser Reise. Wer nie in Kiew war hat etwas versäumt. Man braucht kein Visum, die An- und Einreise ist problemlos und es gibt Hotels in jeder Preisklasse.

Westwärts geht es mit dem Bus über 500 km in die ostgalizische „Hauptstadt“ Lemberg. Die Straßen sind gut ausgebaut, unterwegs finden wir Landgasthäuser in denen wir Borschtsch und Vareniki (Rote Beete Suppe und Teigtaschen) essen. Alles geht zügig voran, aber man braucht doch fast den ganzen Tag, um am späten Nachmittag in Lemberg zu sein. Die Stadt ist so ganz anders als Kiew und mit weniger als eine Million Einwohner auch deutlich kleiner. Die alte Handelsmetropole hat eine bewegte Geschichte und ist zum Schmelztiegel vieler Kulturen geworden. Insbesondere nach 1918 hat die Stadt ein wechselvolles Schicksal gehabt an dem Deutsche und Russen ihren unrühmlichen Anteil hatten. Heute ist die Stadt ein quirliger Ort mit vielen schönen alten (!) Bauten, die die Vergangenheit der vielen Epochen und insbesondere der habsburgischen Zeit widerspiegeln. Die Altstadt mit dem Rathausmarkt, die Kathedrale, die armenische Kirche, das Opernhaus und viele andere Baudenkmäler erinnern an die Zeit, als Lemberg unter der Habsburger Monarchie eine kulturelle Metropole war.

Einige Kilometer westwärts kommt man zur ukrainisch-polnischen Grenze. Gut, dass unser ukrainischer Busfahrer seit vielen Jahren regelmäßig auf Langstreckenfahrten nach Westeuropa unterwegs ist und sich bestens auskennt. Die Ukraine ist nicht in der EU und Polen ist Schengen Außengrenze. Die Kontrollen sind daher sorgfältig auf beiden Seiten und man muss schon etwas Zeit einplanen. Wir haben 1:30 h für die Grenzabfertigung benötigt und dann sind es nur noch ein paar Minuten nach Przemysl. Buswechsel: der ukrainische Bus fährt zurück, der polnische Bus fährt uns durch Polen.

Przemysl – im Vorland der Karpaten gelegen – wird von Kirchen und Kuppeln geprägt, die die Altstadt beherrschen. Seit über 1000 Jahren liegt die Stadt am Schnittpunkt wichtiger Handelsstrassen. Hoch über der Stadt thront die Burg und man hat einen herrlichen Blick auf Stadt und Land. Unweit des Marktplatzes auf einem Geviert von vielleicht 300 x 300 Metern findet man den Dom, die Franziskanerkirche, die Jesuitenkirche und die Karmeliterkirche. Schon allein die Tatsache, dass viele Orden hier ein Kloster hatten, lässt auf die Bedeutung der Stadt zu früheren Zeiten schließen.

Ein Geheimtipp für die Übernachtung in der Region ist Schloss Krasiczyn, 10 Kilometer westlich von Przemysl. Das großartige Schloss aus dem 16. Jh. ist wunderbar restauriert, der Landschaftspark mit den uralten und seltenen Bäumen, mit seinen Seen und Teichen und der Schlosskapelle machen einen mehrstündigen Aufenthalt zum Vergnügen. Die Zimmer im Kutscherhaus haben 3*-Niveau und das Essen im Schlossrestaurant runden den Aufenthalt an diesem besonderen Ort wunderbar ab.

Zamosc, „Perle der Renaissance“ oder „Padua des Nordens“ genannt, ist eine der schönsten Städte im südöstlichen Polen. Als „Idealstadt“ wurde sie um 1580 vom italienischen Architekten Morando auf kleiner Grundfläche angelegt. Alle Strassen münden auf dem zentralen Marktplatz. In knapp 20 Jahren schuf der Architekt ein prunkvolles Zentrum mit repräsentativem Rathaus, mit Schloss, Kirchen und Bürgerhäusern umgeben von Festungsmauern, sieben Bastionen und mehreren Toren. Weiter führt die Fahrt durch die ostpolnische Landschaft bevor man am Abend Lublin erreicht. Auch diese Stadt ist ein Kleinod unter ostpolnischen Städten. Als Universitätsstadt voller Leben, mit vielen Restaurants rund um den schönen Rathausplatz gleich hinter dem Krakauer Tor. Die Wege sind kurz in Lublin. Kathedrale und Dominikanerkirche liegen nur Schritte vom Markt entfernt, etwas weiter ist der Weg zum Schloss im neugotischen Stil. Es ist lohnend, sich mit der wechselvollen Geschichte bis in die 90iger Jahre des letzten Jahrhunderts vertraut zu machen. Der wirkliche Höhepunkt ist aber die Dreifaltigkeitskapelle aus dem 14. Jh. Fast unversehrt sind die Fresken aus dem frühen 15. Jh., und die 30 Minuten, die man dort aus konservatorischen Gründen nur bleiben darf sind kaum ausreichend, um die Schönheit dieses Raumes zu bewundern.

Auf dem Weg nach Warschau liegt der kleine Ort Kazimierz Dolny. Ein bei den Polen beliebter Ausflugsort an der Weichsel, der seine blühende Vergangenheit als Handelsstadt aus der Zeit als dort das Getreide aus der Lubliner Ebene verladen wurde herleitet. Heute noch sind die einstigen Getreidespeicher sorgfältig restauriert und als Hotel oder Privathäuser genutzt, eine der Sehenswürdigkeiten der kleinen Stadt. Der schöne Marktplatz mit den Patrizierhäusern und die sorgfältig restaurierte Johanniskirche aus dem 16. Jh. geben dem Ort sein weiteres Gesicht. Seit jeher haben auch Künstler Kazimierz Dolny als Wohn- und Arbeitsplatz bevorzugt. Die Lage an der Weichsel und die Burgruine über der Stadt machen den hübschen Ort zu einem reizvollen Ziel zwischen Lublin und Warschau.

Warschau – die Hauptstadt Polens ist die letzte Station der Reise, bevor von dort der Rückflug startet. Es gibt viel zu unternehmen, eine Schlossführung beispielsweise im nach dem Kriege originalgetreu wieder aufgebauten Königsschloss. Oder eine Altstadtführung über den Königsweg durch das historische Warschau mit Johannis-
Kathedrale und Marktplatz. Etwas außerhalb das großartige Schloss Wilanow mit seinen kunstvoll angelegten Gärten oder – wenn man an einem Sommersonntag in Warschau ist – ein Freiluftkonzert am Chopin-Denkmal im Lazienki-Park.

Mehr Informationen für Ihre Gruppenreise in die Ukraine und Ostpolen erhalten Sie gerne auf Anfrage unter 0221 – 80 19 52 –0

 

Bilder: Copyright by Günther Krumpen