Galicien, Santiago und der Feuerkessel

Im äußersten Nordwesten Spaniens liegt das „Grüne Spanien“. Eine Region, die geprägt ist vom Atlantik, mit einer wilden, zerklüfteten Küste und wunderbaren Sandstränden in den tief ins Land reichenden Fjorden. Das Landesinnere bietet viele intakte Naturlandschaften mit beeindruckenden Kirchen und Klöstern. Städte wie La Coruna, Pontevedra und Lugo blicken mit wertvollen Kulturschätzen auf eine römische Vergangenheit zurück.

Alles überstrahlt wird die Region jedoch von Santiago de Compostela, dem Ziel von Pilgern aus aller Welt, die zum Grab des Heiligen Jakobus pilgern.Wir waren für ein paar Tage im nördlichen Galicien und haben einige Eindrücke mitgebracht – und natürlich waren wir auch in Santiago.

Seit Hape Kerkeling 2006 mit seinem Buch „Ich bin dann mal weg“ eine Renaissance des Pilgerns nach Santiago ausgelöst hat, findet man sie überall in Europa: die Muschel als Zeichen der alten Pilgerwege. Und erst recht findet man sie in Spanien, wo viele Pilgerwege nach Santiago führen. Manche kommen mit Flugzeug oder Bus, die meisten aber mit Rucksack und Wanderstock. Und wenn sie dann in langen Schlangen vor dem Pilgerbüro anstehen um ihre Urkunde zu erhalten, bekommt man erst einen Eindruck davon, wie viele Menschen auf ausgetretenen Pfaden, bergauf, bergab und bei Sonne und Regen den beschwerlichen Weg auf sich genommen haben.

Aber Santiago ist auch eine Stadt der Kulturdenkmäler. Zuerst die Kathedrale, dessen Bau die Pilger des Mittelalters bewirkt haben. Dann die prächtigen Gebäude der Universität, das Hospital de los Reyes Católicos, im Mittelalter als Hospiz zur Aufnahme von Pilgern und heute ein prachtvoller 5*-Parador. Die gesamt Altstadt ist Weltkulturerbe der UNESCO und ein paar Stunden sind zu wenig, um in diese wundervolle Stadt einzutauchen.

Ganz im Norden Galiciens, direkt am Atlantik liegt La Coruna. Einer der größten Fischereihäfen des Landes, wovon noch zu reden sein wird. In dem kleinen Städtchen beginnt der „Englische Jakobsweg“, mit 64 km wohl der kürzeste Weg – ein zweiter beginnt in Ferrol und ist etwa doppelt so lang . Immerhin, für den „eiligen“ Menschen eine schöne Alternative, in 3-6 Tagen als Pilger nach Santiago zu kommen. Unterwegs findet man kleine Hotels und vor allen Dingen Pilgerherbergen, die dem müden Wanderer für eine Nacht beherbergen. Und man trifft Pilger aus aller Welt die ein Ziel haben: das Grab des Heiligen Jakobus in Santiago. Bevor man aber in La Coruna aufbricht besucht man noch die kleine Jakobuskirche mitten in der Stadt und Pilgerpunkt 0,00.  Und man versäumt nicht den Herkulesturm am Strand von La Coruna, der Älteste noch in Betrieb befindliche Leuchtturm der Welt und UNESCO Weltkulturerbe.

Um 100 n.Ch. von den Römern erbaut, hin und wieder restauriert und elektrifiziert mit einem grandiosen Blick auf die Stadt und den Atlantik, vorausgesetzt man hat die 242 Stufen nach oben überwunden. Kann ja nicht so schwer sein, immerhin hat der Kölner Dom 533 Stufen. Ganz im Westen lag im Mittelalter „das Ende der Welt“ – heute ist es Cap Finisterre, mit einer Steilküste über dem Atlantik und einem kleinen, viel besuchten Hafenstädtchen. Auch für viele Pilger ein weiteres Ziel – pilgernd vor oder nach dem Besuch von Santiago ist die Entfernung von 30 km eine „Kleinigkeit“, aber das mittelalterliche „Ende der Welt“ gehört für viele Pilger heute mit zum Programm.

Der Ort bietet sich an für ein typisches Mittagessen: Muscheln und Fisch in allen Variationen. Nirgendwo dürfte man Meeresfrüchte frischer bekommen als in den kleinen Orten der galicischen Küste. Nirgendwo sind die Köche so einfallsreich bei der Zubereitung der Gerichte. Muscheln und Fische aller Arten werden gefangen, zubereitet und gegessen. Ein Genuss für Fischliebhaber. Überall an der Küste gibt es wunderbare Restaurants die Fischgerichte anbieten und auch im „Landesinnern“, in Santiago, sind Muscheln und Fisch auf der Speisekarte eines jeden Restaurants. Ein Abstecher nach Muxia darf nicht fehlen. Die kleine Pilgerkirche der Schiffsjungfrau „Sanktuarium da Virxe da Barca“ direkt am Strand, der Strand mit seinen sehr beindruckenden, vom Atlantik blank polierten Granitfelsen und nicht zuletzt das Denkmal, das an Umweltkatastrophe des Schiffstankers von 2002 erinnert. Das steinerne Monument „A Ferida“ ist eine 400 Tonnen schwere Steinskulptur als Mahnmal und als Dank an die Helfer bei der Beseitigung der Folgen der Ölkatastrophe.

Zum Ende unserer kurzen Reise in den Norden Galiciens sind wir wieder in Santiago de Compostela. Es ist Sonntag und um 12 Uhr ist Pilgermesse. Um 10.30 Uhr füllt sich die Kathedrale. Um 11 Uhr sind die Sitzplätze schon lange besetzt. Ein Ereignis vor Beginn der Messe lockt alle an: das Schwenken des „Botafumeiro“, des „Feuerkessels“ oder wie man hier zulande sagt, des Weihrauchfasses. Irgendwann im 16. Jahrhundert beginnt seine Geschichte, als es vermutlich von König Ludwig XI gestiftet wurde. 1,60 m hoch und 54 kg schwer müssen 8 starke Männer es in Bewegung setzen, Mit 65 km/h schwingt es durch das Querschiff, berührt am tiefsten Punkt fast den Boden und ist am höchsten Punkt 21 m hoch. Es ist ein Spektakel – keine Frage, aber alle wollen es sehen. Es ist lange nicht mehr das Originalweihrauchfass aus dem 16. Jahrhundert, ein paar Unfälle hat es im Laufe der 6 Jahrhunderte auch gegeben und aus konservatorischen Gründen wird es auch nicht in jeder Messe in Bewegung gesetzt. Aber man kann es buchen: 450 € derzeit, das wird einem doch das Spektakel wert sein?

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