Impressionen von einer Entdeckungstour in die Region Berner Oberland
Das Vorurteil geht so: die Schweizer sind etwas langsam – aber die Berner sind noch etwas langsamer. Zumindest rund um den betriebsamen Berner Hauptbahnhof stimmt das aber nicht.
Natürlich, Bern ist übersichtlich, de facto Hauptstadt – in der Schweiz einfach die „Bundesstadt“. Es sind nur Schritte vom Bahnhof in die wunderbare Altstadt mit ihrem Markt, den Türmen, Laubengängen und ihren 11 Figurenbrunnen aus der Renaissance. Erst bei einem Blick auf den Stadtplan wird einem klar, dass die Stadt auf einem Bergsporn liegt, der von der Aare, die tief im Tal fließt, im Laufe der Jahrhunderte geformt wurde. Bern ist eine kleine Hauptstadt – ihr Besuch aber ein wunderbares Erlebnis.
Der herrliche Blick, der sich immer wieder auf die Aare tief im Tal bietet, die üppig blumengeschmückten Häuser, das beeindruckende spätgotische Münster, die mit 6 km längsten Laubengänge Europas mit ihren gepflegten Läden und kleinen Cafés, der Zeitglockenturm mit der astronomischen Uhr und vieles mehr sind es durchaus wert, dass man mehr als einen Tag in der Stadt bleibt.
Eine Berner Besonderheit sind die Straßenschilder in der Altstadt. Sie sind unterschiedlich in den fünf Farben weiss, schwarz, grün, rot und gelb. Ein Relikt aus den Jahren napoleonischer Besatzungszeit um 1798, um die damaligen fünf Stadtteile der Altstadt zu kennzeichnen. Heute ist es eine schöne Bereicherung für die Stadtführer die gerne erzählen, dass diese farbige Kennzeichnung den napoleonischen Soldaten nach ihren Trinkgelagen den Weg in ihr Nachtquartier erleichtert hat. Ein Museum darf man auf keinen Fall versäumen: das Zentrum Paul Klee von Renzo Piano – ein kühner Bau aus Stahl und Glas, schon für sich einen Besuch wert, darüber hinaus mit der bedeutendsten Paul Klee-Sammlung weltweit. Hotels gibt es in reicher Auswahl und ein Tag kann nicht besser ausklingen als bei einem Abendessen im Klötzlikeller oder Kornhauskeller. Es verwundert nicht, dass die Berner Altstadt schon in ihrer Gesamtheit seit 1983 Weltkulturerbe der UNESCO ist. Goethe hat es schon 1779 gewusst. An Charlotte schrieb er „Sie ist die Schönste, die wir je gesehen haben“.
Zur Region Berner Oberland gehören der Thuner See und der Brienzer See. Aus der Stadt also hinaus zum See. Ob Thuner- oder Brienzer See spielt da keine Rolle – beide bieten türkisfarbenes Wasser und traumhafte Aussichten auf die Berggipfel. Wie wäre es mit einer Fahrt auf dem nostalgischen Raddampfer „Lötschberg“? Während sich unten im Schiff die Kolben drehen und die Fotografen ein Bild nach dem anderen machen, wird oben das Menü serviert. Man genießt mit Augen und Gaumen. An einer der nächsten Stationen verlässt man das Schiff für einen kleinen „Verdauungsspaziergang“. Wie wäre es bei der Station Giessbach. Die Giessbachfälle muss man sehen, Wanderwege gibt es genug und wenn man schon wieder Hunger verspürt wäre das Grandhotel Giessbach der richtige Ort für einen Kuchen und Kaffee. Verpassen Sie aber nicht das letzte Schiff – sonst müssen Sie auch noch im Grandhotel ein Zimmer buchen!
Zur Schiffsanlegestelle Interlaken Ost ist es nicht mehr so weit – und nur ein paar Schritte sind es von da zur Harder Kulm Talstation. Der Harder Kulm ist Interlakens Hausberg und in wenigen Minuten bringt einen die Standseilbahn auf über 1300 m. Der Lohn ist eine herrliche Aussicht auf die Stadt, den Brienzer- und Thuner See und nicht zuletzt auf die Jungfrau-Region mit Eiger, Mönch und Jungfrau. Natürlich bietet sich hier oben eine Wanderung an oder ein entspannter Aufenthalt auf der Restaurantterrasse.
Weiter geht es in die Jungfrau-Region mit den Bergbahnen über Lauterbrunnen bis nach Wengen. Im autofreien Wengen kann man gut übernachten, es gibt Unterkünfte in allen Kategorien und am nächsten Morgen ist man ausgeruht für eine kleine Bergwanderung. Im September hatte es über Nacht geregnet und am Morgen war der Ausblick aus dem Fenster überwältigend. Der erste Schnee bedeckte die Bergspitzen wie Puderzucker, die aufgehende Sonne tauchte die Gipfel in helles Licht und über den Bergen und in den Tälern wabern Wolkenreste. Schöner kann die Bergwelt nicht sein.
Von knapp 1300 m bringt einen die Kabinenbahn in wenigen Minuten auf den über 2300 m hohen Männlichen. Es gibt viele Möglichkeiten für eine Wanderung: wie wäre es zur Kleinen Scheidegg? 1,5 Stunden auf fast ebenen und guten Wegen durch die Bergwelt. Vorbei einen kleinen Bergseen die in tiefem blau oder grün in der Sonne glänzen und immer das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau vor Augen. Auf der kleinen Scheidegg muss man sich entscheiden: eine kräftige „Bärgznacht“ mit Rösti, Speck und Spiegelei (dann ist der Tag gelaufen), eine Fahrt zum Jungfraujoch – Top of Europe – mit seiner hochalpinen Wunderwelt aus Eis, Schnee und Fels oder über Grindelwald zurück nach Interlaken oder zum Hotel nach Wengen für eine zweite Nacht. Alles natürlich mit der Bahn, denn Schweizer Bahnen sind pünktlich wie…ja wie Schweizer Bahnen. Mehr Zeit war nicht – von Interlaken ist man in zwei Stunden in Basel und hat ICE-Anschluss in alle deutschen Regionen.
Ihre Reise ins Berner Oberland:
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Bilder: Copyright by Conti-Reisen & Bern Tourismus
Autor: Günther Krumpen, Conti-Reisen
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